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Home/Newscenter/Gewinnt Chemnitz als sechster deutscher Klub einen internationalen Titel?

Kochs NachschlagGewinnt Chemnitz als sechster deutscher Klub einen internationalen Titel?

23. April 2024

Die Ausgangsposition nach dem Hinspiel ist zwar nicht überragend, aber sie ist gut. Am vergangenen Mittwoch besiegten die NINERS Chemnitz in der ersten Finalbegegnung des FIBA Europe Cups BahcesehirCollege Istanbul mit 85:74. Da beide Partien als Einheit gewertet werden, dürfen sich die Schützlinge von Rodrigo Pastore im Rückspiel (Mittwoch, den 24. April ab 17:45 Uhr live hier auf Dyn) eine Niederlage mit zehn Punkten erlauben. Es könnte aber richtig eng werden, denn Bahcesehir College ist extrem heimstark. 

Sollten sich die Sachsen tatsächlich durchsetzen, wäre es der sechste Triumph einer deutschen Mannschaft in einem europäischen Wettbewerb. Aus diesem Anlass befasse ich mich nicht nur mit dem aktuellen Finalduell, sondern blicke auch noch einmal auf die bisherigen Titelträger aus der Bundesliga.

Berlin, der MBC, Göttingen, Frankfurt und Bonn

1995 gewann ALBA BERLIN sensationell den Korac-Cup. Noch bevor das zu diesem Zeitpunkt schon sehr ambitionierte Projekt den ersten nationalen Titel einfahren konnte, brachte dieser Erfolg den Hauptstadtklub auf die europäische Landkarte. Mit Svetislav Pesic als Coach und den Leistungsträgern Sasa Obradovic und Teoman Alibegovic war das Team von der jugoslawischen Basketballschule geprägt. Für die Berliner war dieser Finalerfolg gegen das Starensemble von Stefanel Mailand (87:87 im Hinspiel in Mailand, 85:79 im Rückspiel in Berlin) der Beginn einer großen Erfolgsgeschichte, die national mittlerweile elf Meisterschaften und elf Pokalsiege umfasst. Hier dazu die Doku „Der Höhenflug der Albatrosse“ über die gesamte Korac-Cup-Saison 1994/95 (ja, das im Startbild sind die heutigen Trainer Ingo Freyer und Sebastian Machowski):

2004 gewann der Mitteldeutsche BC die FIBA EuroCup Challenge durch einen 84:68-Sieg im Finale gegen JDA Dijon. Es war eine extrem turbulente Saison in Weißenfels. Vor der Saison hatte man sich namhaft (und teuer) verstärkt und Hochkaräter wie den früheren Bundestrainer Henrik Dettmann sowie Wendell Alexis, Stephen Arigbabu und Misan Haldin in die Provinz gelockt. Damit hatte sich der Klub offensichtlich finanziell übernommen, was zu dem Kuriosum führte, dass Alexis beispielsweise beim Finale wegen ausstehenden Gehalts gar nicht mehr dabei war. Am Ende der Spielzeit stand neben dem internationalen Titel der Lizenzentzug in der BBL und der damit verbundene Absturz in die Regionalliga!

2010 hieß der Sieger in der EuroChallenge BG Göttingen. Beim Final Four vor heimischem Publikum in der besonderen Atmosphäre der historischen Lok-Halle drehten die Veilchen zunächst das Halbfinale gegen Chorale Roanne und gewannen danach das Endspiel gegen den russischen Klub Krasnye Krylja Samara (83:75). Das Markenzeichen des Teams war die von Coach John Patrick verordnete aggressive Ganzfeldverteidigung, die gerne mit dem Begriff „Guard Terror“ umschrieben wurde.

2016 triumphierten die FRAPORT SKYLINERS im FIBA Europe Cup durch ein 66:62 im Finale gegen Varese (Highlights). Der spätere Weltmeistertrainer Gordon Herbert führte das Team in seiner dritten Amtszeit am Main zum Titel, dem dritten der Vereinsgeschichte nach dem Pokalsieg 2000 und der Meisterschaft 2004 (ebenfalls unter Herbert). Neben dem ewigen Quantez Robertson und Aufbau Jordan Theodore sorgten damals die einheimischen Nachwuchskräfte Joe Voigtmann, Danilo Barthel und Konstantin Konga für Aufsehen. Nach dem internationalen Erfolg von 2016 allerdings verließ das junge deutsche Trio den Klub, der sich seitdem in einer Abwärtsspirale befindet und letztes Jahr aus dem Oberhaus absteigen musste.

2023 gewannen die Telekom Baskets Bonn in der Basketball Champions League endlich den ersten Titel ihrer Vereinsgeschichte. Bis dahin galten die Rheinländer als das Vizekusen des einzig wahren Hallensports. Unter Tuomas Iisalo spielte die Mannschaft begeisternden Basketball und setzte sich mit Wettbewerbs- und Finals MVP TJ Shorts im Finalturnier in Malaga erst gegen den Gastgeber mit 69:67, dann gegen Hapoel Jerusalem mit 77:70 durch. Vor der aktuellen Saison zog der finnische Coach mit dem halben Bonner Team weiter nach Paris und gewann in der vergangenen Woche den Eurocup.

Die Ausgangslage der NINERS

Im ersten Spiel zeigten die Chemnitzer eine beeindruckende Vorstellung. Zweifellos lieferte die mit 5000 Zuschauern ausverkaufte Messehalle (die NINERS hätten locker 10 000 Tickets absetzen können) zusätzliche Energie. Gegen ein Team mit starken Innenspielern wie Tyler Cavanaugh (2019/20 in Berlin) und Jerry Boutsiele war es extrem hilfreich, dass im FIBA Europe Cup sieben Ausländer spielberechtigt sind. Ousman Krubally, der in der Liga zuletzt im Januar gespielt hatte, war als zusätzlicher Big Man ein wichtiger Faktor. 

In Istanbul müssen die Chemnitzer die Starspieler von Bahcesehir College besser kontrollieren, vor allem Axel Bouteille, der in der zweiten Halbzeit extrem effektiv war. Außerdem dürfen die NINERS ihren Kontrahenten nicht so oft an die Linie schicken (33 Freiwurfpunkte am Mittwoch), und sie müssen dieses aus der Distanz starke Team (bislang 40,5 Prozent im Wettbewerb) an der Dreierlinie besser verteidigen.

Kochs Nachschlag

Ich hoffe es nicht nur, ich glaube auch, dass Chemnitz zum 25-jährigen Vereinsjubiläum diesen Titel gewinnen wird. Die Sachsen sind ausgeglichener und tiefer besetzt. Mit bislang 39 Siegen in 47 Pflichtspielen können sie auch in Istanbul mit breiter Brust auftreten. Ich vertraue auf die sportliche Klasse und die mentale Stärke der NINERS! Am höchsten sind bislang der Berliner und der Bonner Erfolg einzustufen, wobei sie aufgrund des zeitlichen Abstands von 28 Jahren nur schwer miteinander vergleichbar sind. Sollte Chemnitz am Mittwoch triumphieren, wäre der Titel in einer Kategorie mit denen des MBC, Göttingens und Frankfurts zu nennen.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.